Leichen pflastern seinen Weg
»Krebsarzt« Dr. Geerd Hamer

Ein Wunderdoktor lockt Todkranke an. Seine Therapie gegen die Menschheitsgeißel Nummer eins heißt: seelische Konflikte lösen. Doch wer von ihm als geheilt entlassen wird, hat meist nicht mehr lange zu leben. Wann wird endlich diesem Mann das Handwerk gelegt?

Ein Bericht von Teja Fiedler und Cordt Schnippen  → PDF

Der Tisch ist gedeckt, doch die Patientin hat keinen Appetit. Schweinebraten gibt es im »Haus Dammersmoor« und Ananas zum Nachtisch. Sie ist seit Wochen gelb, die Patientin mit Leber-, Lungen-, Dickdarmkrebs. Doch das macht nichts, sagt der große, drahtige Herr Doktor mit der angenehmen Stimme, das kriegen wir schon weg. »Heute geht es uns doch schon viel besser.« Die Kranke versucht zu lächeln. Die Ananasscheibe auf dem Teller ist nicht ganz so gelb wie sie. »Völlig normal ist das«, meint Dr. Ryke Geerd Hamer, »auch wenn der Krebs gestoppt ist, die angeschlagene Leber muß jetzt Schwerstarbeit leisten.« Ihre Hände seien so schön warm, ein untrügliches Zeichen dafür, daß sie übern Berg sei.

Leber-, Lungen-, Dickdarmkrebs. Die anderen am Mittagstisch nicken. Gläubig. Oder ergeben. Oder auch nur noch mechanisch. Alle sind krebskrank auf den Tod.

Vor einem Jahr haben wir die Szene schon einmal erlebt. Nur hieß das Haus damals nicht „Dammersmoor“, sondern „Rosenhof“. Und es stand im deutschen Süden, in Bad Krozingen, und nicht im Dörfchen Gyhum bei Bremen. Die gleichen Menschen saßen um den Mittagstisch des Herrn Dr. Hamer: gelb im Gesicht, ausgemergelt oder mit aufgetriebenem Leib. Die gleichen Todkranken. Nur, dieselben sind es nicht. Denn von den Leuten vom Rosenhof ist fast keiner mehr am Leben. Und nicht ein einziger ist geheilt worden von dem Mann, der seine Kollegen am liebsten Medi-Zyniker nennt und für seine Heilmethode, »die Eiserne Regel des Krebs«, ohne mit der Wimper zu zucken eine Erfolgsquote von achtzig Prozent ansetzt.

Wenn Dr. Ryke Geerd Hamer mit seiner »Eisernen Regel« recht hätte, müßten alle Forscher dieser Erde, die gegen die Krankheit Nummer eins kämpfen, Trottel sein. Denn der Internist Dr. Hamer, der keinerlei Ausbildung oder Erfahrung als Onkologe – Krebsfacharzt – hatte, fand vor zwei Jahren, so doziert er unerschütterlich, die einfache Wahrheit. Jedem Krebs liege ein seelischer Konflikt zugrunde. Wenn der ausgeräumt sei, breche auch der Tumor in sich zusammen, kapsele sich ab, bilde sich zurück, auch bei Todkranken. Keine Operation. Keine Bestrahlung. So einfach ist das.

Daß Krebs über Jahre, ja Jahrzehnte im stillen wächst, bevor sich die Symptome zeigen, keine Rede davon – laut Dr. Hamer. Er entstehe vielmehr in wenigen Monaten, Dr. Hamer hat da genaue Tabellen erarbeitet, Außerdem eine Liste, welche Art von seelischen Konflikten welchen Tumor bewirkt, Magenkrebs etwa rührt her von »unverdaulichem Ärger, der im Magen liegt«. Speiseröhrenkarzinome werden hervorgerufen von einem „Schluck-Konflikt: Es bleibt etwas im Halse stecken«.

Was den Patienten nach Dr. Hamer so alles krebsauslösend im Halse steckenblieb: der Streit mit dem Glaser, die Weltumseglung des einzigen Sohnes, der Wegzug der Tochter in eine Wohngemeinschaft oder ein schlichter Ehekrach. Diese »Konflikte«, so steht es in der „Eisernen Regel“, haben „hochdramatisch und wie Keulenschläge« gewirkt. Die Krankheit setzte ein, fraß sich voran, bis zum Richterspruch der Schulmedizin: unheilbar.

Doch immer dann tritt Dr. Hamer auf den Plan. Der entdeckt das traumatische Erlebnis der Patienten präzis und blitzschnell. Der STERN war dabei, als er binnen 20 Minuten den Auslöser »Rückversetzung aus Libyen« bloßlegte. Dann beendet er den Konflikt auf Hausmacher-Art: Im Libyenfall holte er die Zusicherung der Firma ein, den Patienten nach der Genesung wieder als Vorarbeiter zu beschäftigen. »Der wird gesund, ich sage Ihnen, der wird gesund“, beteuerte Hamer.

»Ich gehe vor wie eine italienische Mama, die bis zum Abend alle Streitigkeiten in der Familie geschlichtet hat“, analysiert der Wunderdoktor seine Therapie. »In drei Stunden kann ich jeden Konflikt lösen.“

50 Todkranke habe er schon geheilt mit seiner Eisern Regel, behauptete Dr. Hamer März vor einem internationalen Heilpraktiker-Kongreß in Mainz. Nur sieben seien verstorben – an Komplikationen während der Genesung.

Recherchen ergeben ein ganz anderes Bild. Von 50 dem STERN namentlich bekannten Patienten sind nur noch sieben am Leben, gesund ist auch von diesen sieben kein einziger. Derlei Diskrepanzen zwischen Anspruch und Wirklichkeit redet der Doktor vom Tisch. Gut, vereinzelt habe es Tote gegeben. Aber erst nachdem die Kranken aus seiner Obhut und wieder in die Hände Schulmedi-Zynikern geraten waren. Oder weil ihr Konflikt nicht ganz ausgeräumt war. Oder weil ein neuer Schock – und damit ein neuer Krebs – aufgetreten sei. Oder weil die Heilung die geschwächten Körper überstrapaziere. An der Unfehlbarkeit der »Eisernen Regel« ändere sich dadurch nichts. Hamer: »Ich heile im Prinzip alle.«

Im Prinzip ist Ryke Geerd Hamer, Jahrgang 1935, seit 1963 Doktor der Medizin, schon immer mehr als ein einfacher Landarzt gewesen. Er ist, wenn man seinem Lebenslauf glauben darf, auch noch Theologe, Physiker, Erfinder, Dozent – und das Opfer einer weltweiten Verschwörung. Man darf ihm nur nicht alles glauben. Denn im Detail weist sein Werdegang zum Wunderdoktor viele Punkte auf, die zum Bild des genialischen Außenseiters nicht so recht passen wollen.

Zwischen 1967 und 1976 praktizierten er und seine Frau Sigrid, ebenfalls Ärztin, mit Ausnahme eines kurzen Hamburger Zwischenspiels im Raum Heidelberg. Kollegen fiel das Chaos in der Praxis auf: »Da schwirrten immer Wellensittiche und andere Vögel durch die Behandlungsräume.« 1972 meldete sich Dr. Hamer nach Hamburg-Blankenese ab. Jetzt nannte er sich Hamer von Fumetti und wollte in einer alten Villa Eigentumswohnungen ausbauen. Doch das Geld reichte nicht, und ein Gericht untersagte ihm, den neuen Namen zu führen. Der ehemalige Herr von Fumetti kehrte mit einem Schuldenberg nach Heidelberg zurück und eröffnete wieder eine Praxis. Spätestens von nünm an war der Gerichtsvollzieher ständiger Gast bei der Familie.

1976 verzichtete Hamer, 1978 auch seine Frau »freiwillig« auf die Zulassung als Kassenarzt. Der “Grund: schwerwiegende Unregelmäßigkeiten bei der Leistungsabrechnung. Die Kassenärztliche Vereinigung Nordbaden: »Sonst hätten wir gegen die beiden ein Verfahren eingeleitet«

1978 taucht das Ehepaar im hessischen Weiterstadt auf, erhält von der Gemeinde ein Gesamtdarlehen von 70.000 Mark zur Einrichtung einer Praxis und verschwindet nach wenigen Monaten wieder. Von dem Kredit sind bis heute ganze 4000 Mark zurückgezahlt.

Doch inzwischen hat Hamer eine Erfindung gemacht, die er für viel – geborgtes – Geld fast weltweit patentieren läßt und der er »medizinisch einen traumhaften« und »notgedrungen auch finanziell einen großen Erfolg« voraussagt: das Hamersche Skalpell und, als größere Version, die Hamersche Knochensäge. Das Prinzip hat er den Holzfällern abgeguckt. Sein Skalpell ist eine batteriegetriebene Mini-Kettensäge.

Tatsächlich will die schwäbische Firma Kienzle das Instrument vertreiben. Doch bald stellt sich heraus, daß es den herkömmlichen Chirurgenmessern nicht überlegen ist, vor allem bei Kurvenschnitten böse Wunden reißt. In Hamers Kassen fließen keine Millionen. Seine Gläubiger verlangen von ihm und seiner Frau den Offenbarungseid gleich im Dutzend. Das Ehepaar setzt sich mit seinen vier Kindern zwischen damals 14 und 19 Jahren nach Rom ab.

Dann kommt der 17. August 1978. Ein schlimmes Schicksal trifft die Familie Hamer. Der älteste Sohn, der 19jährige Dirk, wird auf einer Yacht, die in der korsischen Bucht von Palma ankert, bei einer nächtlichen Schießerei von einer verirrten Kugel in die Leistengegend getroffen. An der Verletzung stirbt er 112 Tage später in der Heidelberger Universitätsklinik.

Die Sensation des Falls ist der Mann, der von allen für den Schützen gehalten wird: Vittorio Emanuele von Savoyen, der Sohn des letzten italienischen Königs Umberto. Nach fünfjährigen Ermittlungen soll im Frühjahr 1984 nun endlich der Prozeß stattfinden.

Für Dr. Hamer ist der Prinz nicht mehr nur der Mann, der mit allen legalen Mitteln versucht, einer Verurteilung zu entkommen, sondern der teuflische Drahtzieher eines Komplotts. Dafür habe er sich mit der Mafıa zusammengetan, habe Professoren, Anwälte, Unternehmer und Politiker gekauft. Und alle verfolgten nur das eine Ziel: »den Hamer mundtot zu machen«.

Wenn die Firma Kienzle sein Skalpell nicht in Serie gibt, ist die Mafia schuld. Wenn die Universität Tübingen seine „Eiserne Regel des Krebs“ mit 150:0 Stimmen als Habilitationsschrift zurückweist, steckt die Mafia dahinter. Wenn ein Journalist wie der »Panorama«-Redakteur Jürgen Drossart vom NDR sein Treiben anprangert, dann hat ihn die Mafia gekauft. Und wenn Dr. Hamer die Häuser, in denen er seine Patienten behandelt, nach kurzer Zeit verlassen muß, dann hat sie ihn angeschwärzt. Manchmal hat sie auch schon Patienten angerufen, die Mafia. Meist, wenn der Doktor außer Haus war. Da hat sie sich auf deutsch gemeldet: »Hier spricht die Mafia...« und dann die Kranken bedroht.

Auch einen Mordanschlag habe sie schon auf ihn verübt, sagt Hamer: »Dafür gibt es Beweise.« Die Beweise stellen sich als Notiz eines Kfz-Meisters auf dem Reparaturzettel heraus, daß bei Dr. Hamer eine Schraube locker sei, am Vorderrad des Autos. »Zehn Millionen Mark Schweigegeld hat uns der Prinz anfangs angeboten, wenn wir die Sache mit Dirk auf sich beruhen ließen«, erzählt der Doktor heute, »doch wir haben empört abgelehnt.« Ganz so war"s nicht.

Als sein Sohn sterbenskrank zuerst in Marseille, dann in Heidelberg im Krankenhaus lag, kümmerte sich der Vater tatsächlich, so erinnern sich die Ärzte, Tag und Nacht um ihn. Gleichzeitig wurde zäh mit der Familie Savoyen um ein Schmerzensgeld gefeilscht. Am 3. September 1978 war man sich fast einig – 1,8 Millionen Mark. Bis Hamer, so Prinzessin Marina, die Frau von Vittorio Emanuele, folgendes bemerkte: »Wenn Sie zahlen, dann sagt meine Tochter Birgit (die bei der Schießerei anwesend war) alles aus, was ich will. Wenn nicht, wird sie den Prinzen belasten.«

Die Verhandlungen wurden abgebrochen. Trotzdem überwies die Familie Savoyen rund 200.000 Mark aul Hamers Konto, um die Krankenhauskosten für Dirk abzudecken. Bis heute ist nur ein ganz kleiner Teil der Operations- und Pflegekosten in den Kliniken Marseille und Heidelberg bezahlt worden.

Von den traurigen Geschäften beim Sterben seines Sohnes will der Doktor heute nichts mehr wissen: »Meiner Frau und mir ist Geld nicht so wichtig.«

Hackethal (nicht im orig. Artikel)

In seinen Augen hat Dirks Tod heute größte Bedeutung für seine Berufung zum Krebsarzt. Denn er erkrankte im Jahr darauf selbst an einem Hodenkarzinom, sah einen Zusammenhang mit dem Schock, den das Ende seines Sohnes bei ihm ausgelöst hatte, und fand so 1981 zu seiner Konflikt-Theorie: Krebs ist eine Krankheit der Seele, Er ließ sich damals auch operieren, »obwohl es nicht nötig gewesen wäre«.

Warum steht Dr. Ryke Geerd Hamer, von dessen Theorie auch ein Gegner der Schulmedizin wie Professor Hackethal »rein gar nichts« hält, nicht schon längst in der Ecke der hoffnungslosen Spinner und Bankrotteure? Warum hat er noch immer Zulauf. Warum legt man ihm nicht das Handwerk?

»Der Hamer hat nie nach den Patienten geschaut«

Weil bisher keine Standesorganisation der Mediziner etwas gegen ihn unternommen hat.

Zu Hamer kommen die Todkranken, die Verzweifelten. Es kommen die Patienten, die Angst vor dem eiskalten Instrumentarium der modernen Krebsbekämpfung haben oder bei denen Kobaltbombe, Chemotherapie und Skalpell nichts mehr bewirken außer neuen Schmerzen. Sie kommen zu einem Mann, der den Hoffnungslosen Hoffnung macht, der ihnen sagt, »er sehe sich als Kamerad und Freund statt als großer Herr über Tod und Leben«.

Krokowski (nicht im orig. Artikel)

Er ist ein bekannter Mann. In der Bremer Talkshow »III nach neun« stritt er sich mit dem angesehenen Tumor-Forscher Professor Krokowski. Das bringt Zulauf. In den Wochen darauf berichtete »Bild« mehrmals über den »Krebsarzt Hamer: Ich habe wieder acht geheilt«. Bei der »Hamburger Morgenpost« saß er zweimal am Redaktionstelefon: Rufen Sie Dr. Hamer an. Im August dieses Jahres ließ sich der Wunderdoktor im Haus »Dammersmoor« in Gyhum nieder. Wieder berichtete Radio Bremen über ihn, diesmal in der regionalen Fernsehsendung »Buten un Binnen«, Die Zahl der Kranken, die bei Dr. Hamer in Gyhum Zuflucht und Heilung suchten, stieg sprunghaft von drei auf 40 an.

Fast allen Patienten geht es besser an den Tagen nach dem konfliktlösenden Gespräch mit Dr. Hamer. Denn er hebt das Todesurteil auf, das die Schulmedizin schon über sie verhängt hatte. Und die Patienten ertragen schlimme Schmerzen. Dr. Hamer lehnt Schmerzmittel ab. »Ich nehme nicht eine Tablette, nicht ein Zäpfchen«, hören wir von einer 48jährigen Frau mit Brust-, Knochen- und Hautkrebs. »Denn ich weiß, daß die Schmerzen sein müssen.«

Diese Aussagen kennen wir schon aus Bad Krozingen, Luise Harksen, eine freundliche, resolute Frau war damals vor einem Jahr die stärkste, weil sie an Heilung glaubte. In diesem Sommer ist sie an ihrem Krebs gestorben.

Schwester Inge*, die in Hamers Krozinger Sanatorium arbeitete: »Der Hamer hat nie nach den Patienten geschaut. Die ganze Behandlung bestand nur noch aus gemeinsamem Singen und Essen.« 
* Name von der Redaktion geändert

Sie erinnert sich an den Tod von Frau Strecker, die Lungenkrebs hatte. Als die Krankenschwester bei Dr. Hamer Alarm schlug: »Sie stirbt!«, lachte er sie aus. Sie durften der schrecklich leidenden Frau, die blau im Gesicht war, lediglich ein Beruhigungsmittel geben. Der Doktor: »Die soll heimfahren.« Schwester Inge heute: »Wenn es ans Sterben ging, hat er die Patienten nach Hause geschickt.« Heimlich brachte sie die Frau ins Krankenhaus, wo sie den nächsten Tag nicht überlebte.

Dr. Hamer bedient sich merkwürdiger Methoden, In die Röntgenbilder seiner Gyhumer Fälle deutet er vor den Patienten Verkleinerungen, Vernarbungen, Rückbildungen der Geschwulst hinein. Der Bremer Röntgenarzt Dr. Brauchle, der die Bilder aufgenonmen hat: »Diese Interpretationen kann ich nicht teilen.«

In der Talk-Show von Radio Bremen zeigte Hamer eine Röntgenaufnahme vor, die tatsächlich einen gegenüber früheren Fotos geschrumpften Tumor zu zeigen schien. Eins allerdings verschwieg er: Sein damaliger Röntgenologe Dr. Kulmann. hatte ihn ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, daß es sich um ein wertloses, da falsch belichtetes Bild handele.

Zumindest einmal ging er noch massiver vor. Einen ehemaligen Patienten aus seiner Krozinger Zeit suchte Hamer zu Hause in Wermelskirchen auf. Der war ihm noch 2000 Mark schuldig konnte aber nicht bezahlen. Man einigte sich auf einen Handel. Der Arzt verzichtete auf sein Geld. Dafür mußten der Patient und dessen Frau ihn gegenüber neuen Patienten loben. Die Frau: »Mein Mann lag sterbenskrank neben dem Telefon, während ich Anrufern erzählte, er sei von Dr. Hamer geheilt worden.« Drei Monate später war ihr Mann tot.

Man kann dem Dr. Hamer heute nicht mehr vorwerfen, daß er groß abkassiert. Ein Tag in einer normalen Klinik wäre für die Patienten teurer. Offiziell nimmt er in Gyhum pro Tag von jedem zehn Mark für sich. dazu kommen die Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Betreuung.

Es wäre für ihn auch sinnlos, mehr zu verlangen, denn seine Gläubiger verfolgen ihn hartnäckig. Aber unter der Hand stecken die Patienten ihrem Doktor schon den einen oder anderen Schein zu, bezahlen für ihn die eine oder andere Rechnung. Hamer: »Wir sind eine große Familie. Einer ist für den anderen da.«

Am 7. Dezember, dem Todestag seines Sohnes, soll ein Schiedsgericht der zuständigen Bezirksärztekammer Stade zusammentreten, um über die „Eiserne Regel« zu befinden. Dr. Weinhold, der Vorsitzende der Kammer: »Man muß die Geschichte ordentlich zu Ende bringen.« Die Landesärztekammer in Hannover ist nicht glücklich über das Schiedsgericht von Stade: »Das ist eine Aufwertung für Dr. Hamer.« Aber unternehmen will sie nichts dagegen.

Der Regierungspräsident in Lüneburg könnte dem Wunderdoktor die Zulassung entziehen. Doch die Behörden werden in der Regel erst dann tätig, wenn niedergelassene Ärzte von einem Mediziner-Gremium offiziell als Scharlatan überführt worden sind.

Hamer »heilt« inzwischen unbeirrt weiter. Auch wenn in Gyhum schon wieder einige seiner Patienten gestorben sind. »Sobald das Schiedsgericht am 7. Dezember festgestellt hat, daß ich recht habe, werde ich in eine große Klinik umziehen.« Sollte es ihn wider sein Erwarten verdammen, weiß er auch schon warum: »Natürlich werden die Mafia und der Hochadel versuchen, die Kommission einzuschüchtern.«


Billige Hauruckmethode

Der Stern 15.12.83

STERN Nr, 48/1983, „Leichen pflastern seinen Weg“ Mit seiner »Konflikt-Therapie“ macht Dr. Geerd Hamer todkranken Krebspatienten falsche Hoffnungen.

  • Es graust einem, mitansehen zu müssen, wie Dr. Hamer mit billigen psychotherapeutischen Hauruck-Methoden hoffnungsvolle Ansätze zur genaueren Klärung der Mitbeteiligung psychischer Faktoren bei der Krebserkrankung in Mißkredt bringt.

    HANS JÜRGEN SCHEUPLEIN
    Dipl.-Psychologe
    Glattbach
     
  • Wie ist es möglich, daß ein Mann wie Dr. Hamer noch frei als Arzt praktizieren darf?

    ANJA BENNDORF
    Hamburg
     
  • Dr. Hamer hat auch meinen Vater nach der „Eisernen Regel des Krebs« behandelt. Die vielen – teilweise sehr kontroversen – Gespräche mit ihm ließen mich nicht unbeeindruckt, wenn auch wegen fehlender Heilerfolge bis heute viele Zweifel geblieben sind. Ungeachtet dessen ist Dr. Hamer ein Arzt, wie ich ihn mir vorstelle. Er kann zuhören, hat Einfühlungsvermögen und zeigt eine Menschlichkeit, von der sich viele Ärzte eine Scheibe abschneiden könnten. Zudem behandelt er ausschließlich Menschen, die von anderen Medizinern als unheilbar entlassen wurden.

    ROLF-ANDREAS BRAUN
    Bad Honnef
     
  • Die Patienten seien bei Dr. Hamer gestorben, monieren Sie. Na und? Bei den Schulmedizinern etwa nicht?

    FREDI PETERSEN
    Hamburg
     
  • Irgend etwas muß bei den „ordentlichen“ Onkologen nicht funktionieren, daß die Aufgegebenen zu zweifelhaften Ärzten getrieben werden. Man hat das hoffnungszerstörende und entwürdigende »Herumdoktern« mit Stahl und Strahl satt, denn Krebs ist eine Erkrankung der Gesamtheit des Menschen: Geist und Körper.

    PETER F. SCHRANKEL
    stud. med.
    Berlin
     
  • Dr. Hamers Auffassung von einem einmaligen Schock oder Konflikt als Krebsursache ist viel zu platt. Die ganze Persönlichkeits- und Charakterstruktur wirkt daran mit. Und eine Änderung dieser Struktur läßt sich nicht durch ein paar »Konflikt-Gespräche«, sondern nur über eine länger andauernde, vorbeugende Therapie erreichen. Darin liegt die eigentliche Scharlatanerie von Dr. Hamer.

    Dr. KARL HAAG
    Psychotherapeut 
    Berlin

Anmerkung:
Diesen Artikel kann man als Vorlage für die spätere Verleumdung Dr. Hamers und seiner Entdeckungen sehen. Es ist der reinste Rufmord. Zu dieser Zeit wusste Dr. Hamer noch nichts vom Boykott gegen die "Neue Medizin" (heute: Germanische Heilkunde) durch Weltoberrabbiner M.M. Schneerson. Deshalb liest man hier noch nichts über Anit-Semitismus und ähnliche Beschmutzungen der größten Entdeckung der Menschheitsgeschichte.

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